Jetzt könnte man denken:
Och nein, nicht schon wieder so ein Space Exploration Game, bei dem man sinnlos durch das Weltall wabert, auf der Suche nach Geld, um … na ja … stilvoller durch das Universum zu wabern.
Zugegeben, das klingt ein wenig platt, aber wenn wir ehrlich sind:
- X – btf
- Elite Dangerous
- Evochron
- weißdergeierwas…
Alle Spiele laufen in der Regel immer auf dasselbe hinaus, nämlich Geld zu scheffeln und noch mehr Geld zu scheffeln.
Die Spiele sind dabei mal mehr, mal weniger intelligent, oder die Steuerung ist entsprechend ausgereift, aber letztendlich kommt da nicht mehr viel Neues seit mittlerweile 17 Jahren.
Viele dieser Spiele haben ihre großen Stärken und Schwächen, und auch Helium Rain wird sich da einreihen (müssen)
Was macht Helium Rain anders?
Wer Simulatoren mag, wird früher oder später Bekanntschaft mit dem Open Source Flaggschiff „Orbiter“ Bekanntschaft machen, und mittelfristig verzweifeln oder ein wahrer Raumschiffspilot werden – Alleine von der Erde zum Mond und wieder zurückzukommen ist da ein abendfüllendes Programm.
Helium Rain bedient sich neben bildschön gelungener Retro-Grafiken, also Raumstationen aus den 1970er und 80er Jahren, genau diesem Ansatz, möglichst realistische Flugphysik abzubilden, ohne zu übertreiben.
Die Story klingt ein wenig wie aus der Fernsehserie The Expanse:
In einem kurzen Intro wird erklärt, wie es dazu kam, dass in einem entlegenen Teil des Universums sich Konzerne breit gemacht haben und nun einen Wirtschaftskreislauf zwischen den Kolonien etablieren.
Eine dieser Konzerne spielt man selber.
Da das Spiel in sich überschaubar ist, haben die Entwickler hier einen Akzent bei dem Realismus im Warenfluss gesetzt:
Die Preise am Markt ergeben sich u.a. auch aus der Konsequenz, ob Transportschiffe von verfeindeten Konzernen abgeschossen wurden – man kann also für bestimmte Waren oder Produktionsketten tatsächlich eine Handelsblockade aufbauen, um den Warenfluss künstlich zu verknappen.
Wie weit man in diesem Spiel kommt, ist einem ziemlich selber überlassen, nur eines sei vorweggenommen: Die Entwickler wollten von vornherein eine Monopolstellung einzelner Konzerne verhindern, wodurch es immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen kommt.
Das eigentlich Faszinierende an diesem Spiel ist die unglaubliche Laufruhe und die friedliche Atmosphäre, die verbreitet werden, vor allem aber mit moderaten Systemanforderungen.
Gewöhnungsbedürftig ist hingegen die Steuerung:
Gespielt werden kann mit einem Gamepad – was für ein Raumschiffsimulator ein echtes No-Go ist – oder aber mit einer sehr empfindlichen Maussteuerung in Verbindung mit der Tastatur. Dabei wurde vor allem auf die Impulserhaltung wert gelegt:
Der bei vielen Spielen sehr beliebte „Strafe“ – also die Drittbewegung – ist hier nicht so einfach umzusetzen – es bedarf viel Fingerspitzengefühl, um sein Raumschiff unter Kontrolle zu bekommen. Bis dahin gehen viele Steuerdüsen durch ungewollte Zusammenstöße zu Bruch, was in manchen Situationen wirklich zu einer Herausforderung wird:
Annäherung an die Dock-Klammern einer Station mit 5 Metern pro Sekunde und passendem Anflugwinkel mitsamt Ausrichtung, um den Schleusenschnorchel zu treffen, … und die verdammten Bremstriebwerke sind defekt!
Einmal dieses Prinzip verstanden, macht gerade diese neue Art der Steuerung viel Spaß:
Man kann nicht nur, man muss sogar hier einfach mal auf die Bremse treten, und es zur Abwechslung schon von Anfang an mit viel Weitblick langsamer angehen.