Oh, ihr, die ihr in den Weiten des Internets wandelt, verweilt ein wenig und lauschet den Geschichten, die das Buch des Lebens zu schreiben vermag.
*)“Sydt …“ was?
Stell dir vor, du betrittst eine Webseite, die dich mittelfristig immer wieder auf eine Zeitreise in das 16. Jahrhundert entführt – oder zumindest irgendwie in die Gegend zwischen Raum und Zeit ^^.
Aber das soll jetzt nicht so ganz das Thema sein:
Das 16. Jahrhundert ist eine Zeit, in der die deutsche Sprache noch in ihren Kinderschuhen steckte, eine Zeit des Umbruchs und der Veränderung. Und plötzlich begegnet dir diese Phrase: „Sydt wilkummen, rysender“.
Was bedeutet das? Und warum klingt es so fremd und doch vertraut? Diese Phrase ist ein faszinierendes Beispiel für die deutsche Sprache im 16. Jahrhundert, einer Übergangszeit zwischen Mittelhochdeutsch und Frühneuhochdeutsch. Sie ist eine Mischung aus alt und neu, aus vertraut und fremd.
- „Sydt“ ist eine Variante von „seid“, der 2. Person Plural Konjunktiv von „sein“. Im Mittelhochdeutschen wäre die Form eher „sît“ gewesen. Hier dient es als Höflichkeitsform und Ausdruck des Willkommens. Es impliziert eine Einladung und Wertschätzung des Ankommenden. Das „y“ deutet auf ein langes „i“ hin, ähnlich dem heutigen „ie“ in „sie“.
- „wilkummen“ ist abgeleitet vom mittelhochdeutschen „willkommen“. Es bedeutet so viel wie „angenehm“, „erwünscht“. Es unterstreicht die freundliche Aufnahme des Reisenden. Die Schreibweise mit „k“ statt „c“ ist typisch für diese Zeit.
- „Rysender“ ist eine Form des Wortes „Reisender“, das sich vom mittelhochdeutschen „rîsende“ ableitet. Es bezeichnet jemanden, der reist, unterwegs ist. Im 16. Jahrhundert war das Reisen oft beschwerlich und gefährlich, daher war die Ankunft eines Reisenden oft ein besonderes Ereignis. Das „y“ anstelle von „i“ ist eine übliche Schreibweise für langes „i“ in dieser Zeit. Die Endung „-er“ anstelle von „-e“ zeigt bereits frühneuhochdeutsche Einflüsse.
Es ist hierbei also nicht nur eine Begrüßungsformel:
Sie – also diese Begrüßung – ist ein Schlüssel zur Vergangenheit, der uns Einblicke in die Sprache, Kultur und Gesellschaft des 16. Jahrhunderts gewährt. Sie erinnert uns daran, dass Sprache lebendig ist und sich ständig weiterentwickelt. Das 16. Jahrhundert war eine Zeit des Umbruchs. Die Reformation, der Buchdruck und die Entdeckung neuer Welten veränderten die Gesellschaft und die Sprache. Die deutsche Sprache befand sich in einem Übergangsstadium, in dem sich regionale Dialekte und neue Einflüsse vermischten.
Gastfreundschaft hatte im Mittelalter und der frühen Neuzeit einen hohen Stellenwert. Reisende waren oft auf die Gastfreundschaft der Einheimischen angewiesen. Die Begrüßung „Sydt wilkummen, rysender“ drückt diese Wertschätzung aus. Die Anrede „rysender“ konnte je nach sozialem Stand des Reisenden variieren aber es änderte nichts an seiner Höflichkeit und dem Respekt, einem Fremden gegenüber.
Im Geiste dieser alten Zeiten begrüße ich Euch auf meiner Webseite 🙂