Man kann sich das jetzt nicht vorstellen, aber es ist doch passiert:
Für ein TV-Format hat sich ein Vorstandsvorsitzender tatsächlich getarnt und in Verbindung mit einem Kamerateam selber als Praktikant für eine Woche in seinem eigenen Unternehmen aufgehalten.
An sich ist diese Idee ja eigentlich gar nicht so schlecht, aber was dieser tolle Mensch aus dem BWL-Sektor mitgenommen hat, ist eine erstaunliche Erkenntnis:
„Die Jungs da Unten machen ja die ganze Arbeit“
NA HALLALLI! Welche eine Erkenntnisreiche Woche. Die niederen Ränge, dieser Pöbel, der immer nur Geld haben will, ist am Ende etwa letztendlich wirklich am Arbeiten? Na, wer hätte das gedacht, also ich
wirklich nicht. Jetzt müsste man im Umkehrschluss allerdings auch mal die Gegenfrage stellen:
Wenn die Jungs „da Unten“ tatsächlich die ganze Arbeit machen, liebes Vorstandsmitglied in diesem Kegelverein, was macht dann ihr „da oben“ ? Denn offensichtlich wisst ihr nicht einmal, wer die Arbeit
eigentlich macht, und wo die guten Quartalszahlen herkommen. Oder ist das eine tatsächlich verbotene Frage, die niemals gestellt werden darf, egal, was da sonst so passiert? Aber unser Manager von Welt hatte noch eine zweite Erkenntnis parat und hat sie vor der Kamera tatsächlich als Perle der Weisheit zum Besten gebracht:
„Die Jungs da Unten arbeiten richtig hart – das hatte ich gar nicht so erwartet…“
Auch hier schleicht dem Zuschauer eindeutig eine Tatsache ins Hirn:
Ja, was habt ihr denn in den Vorstandsetagen gedacht??? Und wenn der Vorstand durch so ein 7-tägiges Experiment so beeindruckt ist, wie sehr gearbeitet wird, was machen die denn dann da oben die ganze Zeit?
Ändern wird sich üblicherweise auch hinterher nichts, denn in einer Welt, in der nur die Quartalszahlen der nächsten drei Monate zählen, gibt es wenig, was im Hirn solcher Menschen letztendlich hängen bleibt.
Was bleibt, ist eine bitterböse zynische TV-Show, bei der ein Vorstandsvorsitzender selber herausfindet, wie viel dieses nutzlose Pack am unteren Ende der Nahrungskette tatsächlich tut, um seine Bonusgehälter zu rechtfertigen…
Eigentlich schade.
Es wäre wirklich an der Zeit, durch solche eigentlich als Dünnbrett-TV gedachte Superformate den Blick der Bestverdiener zu schärfen, indem sie selber die Bettpfannen leeren und Putzkolonnen darstellen, welche ja nach der Auffassung der Gehaltseingruppierer nur niedere Tätigkeiten und schlecht bezahlte Positionen darstellen.
Die Idee ist aber gut:
Jeder Manager sollter regelmäßig als Toilettenputzer arbeiten und von dem Lohn eine Weile leben müssen. Nur dann versteht er wirklich, wovor die Menschen angst haben und welche Existenzprobleme es sich außerhalb dieser seltsamen Welt in den Vorstandsbüros und seinen Stab, wo eine Assistentin jeden Wunsch
von den Lippen abliest, ergeben.
Es würde jedem gut tun, sich regelmäßig die Hände schmutzig zu machen, und zwar besonders dann, wenn er sich das Recht heraus nimmt, über die Arbeitsleistung eines anderen sich abfällig zu äußern.
Auch diese Arbeit ist wichtig, und manchmal hängt die Arbeitsleistung eines ganzen Unternehmens an den angeblich unwichtigsten Positionen, bei denen gar keine Verantwortung ist …
Zynisch ist es, … ungefragt.
Aber lustig?
Ich fnde es eher traurig, wie sehr sich dieses Vorstandsmitglied selber gefeiert hat als der Held, weil er so ein „Experiment“ mitgemacht hat.