Erinnert Ihr Euch noch an die Parkplatzkrise, das bedeutenste Politikum im Universum, gleich bei einer Galaxis in einem Spiralnebel, in einem Sonnsensystem dort, bei einem kosmischen Staubkrümel, mitten auf einer Landmasse, in Europa, in Deutschland, in Hamburg, in einem Stadtteil davon, in einer Nebenstraße auf einem Parkplatz für 5 1/2 Autos?
Man, war DAS wichtig, oder?
Naja, wichtig muss es ja gewesen sein, denn es haben zahlreiche Menschen gelesen und wohl auch geschmo… ‚tschuldigung … geschmunzelt. Wer es noch einmal nachlesen möchte:
Link: Der Parkplatz
Ach ja, das Leben könnte so endlos schön und einfach sein, wenn da nicht – nein, nicht die bösen, sondern die unglücklichen oder frustrierten Nachbarn wären, die nichts besseres zu tun haben, als diesen bedauernstwerten Zustand mit allen zu teilen, da ja geteiltes Leid bekanntlich auch halbes Leid ist. Das im Umkehrschluss Menschen, die das tun, nicht unbedingt beliebte Gesellschafter sind und eher als Nervensäge wahrgenommen werden, ist dabei ein zu vernachlässigender Faktor, schließlich ist das bestätigendes Futter für den eigenen Frust:
Keiner hat mich lieb!
Ein Zustand, den man beliebig mit den lieben Nachbarn in der ganzen Straße lästernderweise teilen kann. Das sich keine Socke für derart viel negative Kreativität interessiert, der wiederum… – Ja, ein Teufelskreislauf ist geboren. Jetzt kommt die Frage, was das alles mit diesem Parkplatz zu tun hat?
Ganz einfach: alles.
Nun denn, ich gebe zu, jenes ist nicht unbedingt die Antwort, mit der ein Normalsterblicher etwas anfangen kann, aber es handelt sich hierbei um die einmalige Gelegenheit, mit dem Umfeld in Kontakt zu kommen und bei der Gelegenheit das eigene Leid unter das Volk zu kegeln. Und wie es immer so ist, wird irgendwo jemand umfallen. Oder dankbar sein für diese Auswüchse, denn anders würden Geschichten wie diese einfach nicht zu Stande kommen, gelle?
Jaja…
Wer sich aufmerksam die Geschichten durchgelesen hat, wird feststellen, dass ich mehrfach mit dem Thema „Auto“ zu kämpfen hatte. Das Grundproblem dabei war ausgelöst worden, dass ich zwar ein Fahrzeug besaß, es aber leider mit Getriebeschaden kaputt gegangen ist. Die Reparaturkosten haben sich einfach nicht mehr gelohnt, und so habe ich es schweren Herzens verkauft.
Kurz darauf kam die Nummer mit dem Parkplatz. Allerdings hatte ich da schon kein Fahrzeug mehr und obwohl die nette Dame auch mal quer auf meinem Parkplatz parkte, habe ich mich damit auch nicht weiter aus ein ander gesetzt. Warum sollte ich auch, denn ein Parkplatz ohne Auto ist naheliegenderweise nicht den Streit wert. Und da wir dieses Jahr erheblich weniger Veranstaltungen haben als in den vergangenen Jahren, müssen wir da auch nicht so oft mit einem größeren Transporter zum be- und entladen rauf. Und wenn sie in dem Fall im Weg ist, kann man es über die Verwaltung klären lassen, dass sie bitte den von ihr gemieteten Parkplatz nutzt. Außerdem habe ich die Winterzeit genutzt und weitaus bessere Systemzelte gebaut, die günstiger, kleiner und effizienter sind. Es ist also fraglich, ob wir wirklich diese übergroßen Straßenkreutzer benötigen.
Da wir aber nicht ganz auf einen fahrbaren Untersatz verzichten können, habe ich mir ein neues Auto gekauft, erheblich kleiner, aber dafür auch im Stadtverkehr von Hamburg gut nutzbar – man findet sogar einen Parkplatz damit. Und es ist günstiger, als sich immer einen Wagen mieten zu müssen. Zynischerweise wurde er mit Sommerreifen ausgeliefert und jetzt haben wir im Norden Deutschlands plötzlich 50cm Neuschnee, gleich nach den ersten neuen Frühlingsstrahlen mit den ersten sommerlichen Temperaturen des Jahres.
Dem aufmerksamen Leser dürfte jetzt nicht entgangen sein, dass sich aus dieser Kausalkette ein strategischer Wendepunkt in der liberalen Haltung gegenüber der Parkplatznutzung durch Fremdparker anbahnt.
Hier die mathematische Formel:
1 = Auto
2 = eingezäunter Parkplatz
x = Entfernung in m zum nächsten freien Straßenplatz bei Regen
y = maximale Parkzeit
f = Freude am Parken
1+((2-x)y)=f²
Kurz gesagt:
Die Freude über einen solchen Parkplatz kann erstaunlich hoch werden, wenn man in einer Großstadt wohnt. Die Rechnung würde auch aufgehen, wenn es den Schmollma- Faktor nicht gäbe:
f=0
Daraus resultiert:
1+((2-x)y)=0²
Egal wie man es also dreht und wendet, man hat am Ende also keinen Spaß an seinem Parkplatz, dafür wird der Schmollma-Faktor schon sorgen.
Dabei fing alles so harmlos an:
Ich kaufte mir ein neues Auto, und wartete auf die Auslieferung durch den Händler meiner Wahl. Da ich unterdessen viel lange Weile hatte, habe ich mich bedingt durch die schöne Frühlingszeit aufgemacht, einen ersten Testaufbau meiner überarbeiteten Standzelte zu machen, und zu schauen, was ich verbessern könne, neue und verbesserte Layouts, Verbesserung der Kompaktheit, etc. Das ist normal, der Frühlingsbeginn ist in aller Regel immer so.
Wie ich mich da also der ersten Frühlingsstrahlen erfreute und zu allem Überfluss sich der erste Testaufbau einer experimentellen Standkonstruktion auch noch „aus der Tüte“ einsatztauglich und effizient herausstellte, kam der Anruf von meinem Händler:
„Ihr Auto wird am Freitag geliefert, machen wir einen Termin zur Übergabe?“
Man, fing der Tag gut an:
nicht nur, dass ich wusste, wann mein Auto geliefert wird, nicht nur, dass die Experimentalkonstruktion genau so funktioniert, wie ich es mir vorstelle, nicht nur, dass die Zeltstoffe mit Ausnahme von ein paar Kleinigkeiten voll in Ordnung sind, nicht nur, dass das Wetter mit mäßig böhigem Wind mitspielt und das Aufbauen unter den richtigen Bedingungen möglich ist, nein, es ist auch noch ein richtig schöner, warmer und trockener Frühlingstag und ich hatte nichts weiter auf dem Zettel!
Da wird man doch jetzt sagen:
Meine Güte, bei so einem Tag kann doch gar nichts mehr schief gehen, hat der ein Glück!
Aber dann kam ein Wagen um die Ecke gebogen und parkte mal wieder gewohnt quer mittig, um gleich drei Parkplätze zu verbrauchen. Frau Schmollma aus dem Nachbarhaus ist wieder da. Ich dachte mir, das sei ja passend, da könnte ich mein Glück teilen und sagen, dass ich den gemieteten Parkplatz künftig auch wieder brauchen würde.
Und das Unglück nahm seinen Lauf:
„Wieso?“ kam als Erstes die Antwort.
„Naja weil ich ab Freitag wieder ein Auto habe und es hier parkt“
„Na, das muss man erst einmal sehen.“
ich wüsste jetzt nicht, was man da sehen sollte, es ist ein gemieteter Parkplatz.
„Außerdem: Haben Sie einen größeren oder kleineren Wagen gekauft? Wir müssen erst einmal gucken, ob der dann auch noch hier rauf passt.“
Gut, wenn sie das so sieht, also gab ich zu bedenken: „Ich wollte lediglich bescheid sagen, dass ab Freitag bitte dieser Parkplatz wieder frei ist.“ „Wieso? Ich parke gar nicht so, ich habe es jetzt nur eilig. Und ich habe noch ganz viel aus zu laden.“
Dummerweise stand sie vor einem leeren Wagen. Ich gab es zu bedenken und fragte höflich nach: „Warum können Sie denn den Wagen nur hier ausladen, und nicht dort, wo sie gemietet haben?“
„DAS GEHT SIE NICHTS AN!!!!“
Da ich an dieser Stelle nicht weite rkam, versuchte ich einen alternativen Ansatzpunkt: „Also wenn Sie hier so mittig und schräg stehen, und anschließend dort vorne noch jemand parkt, komme ich nicht mehr richtig raus.“
„ACH WAS! DIE PARKT SOWIESO IMMER GANZ VORNE! IST DER NEUE WAGEN DENN SO VIEL GRÖßER!?“
„Nein, der ist etwas kleiner, aber wir nutzen den viel dienstlich, und wenn wir nicht richtig raus kommen, dann gibt es Probleme.“
„WAS SOLL DAS, DROHEN SIE MIR??? SIND SIE NOCH GANZ DICHT ODER WAS?“
„In Ordnung, ich wollte Sie lediglich bitten, ab Freitag wieder weiter links auf ihrem Parkplatz zu stehen, wenn ich nicht auf meinen Parkplatz komme, gibt es Probleme.“
„JAJA, ABER JETZT HABE ICH ES EILIG UND SOWIESO! NU BIN ICH WEG!“
Joa, das ist alles in allem doch eigentlich ganz gut gelaufen. Mal abgesehen, dass man für dieses Sozialverhalten eigentlich hätte … ach was soll’s. Diese Plantschkuh ist in der ganzen Straße als Nervensäge bekannt, und ab auch noch in einer eigenen Geschichte als leuchtendes Beispiel für progressive Nachbarschaftlichkeit verewigt, was will man also mehr? Aber da es ansonsten ein so unsagbar schöner Tag war, sollte man sich selbigen nicht durch so etwas vermiesen lassen. Also bin ich zurück zu meinen Zelten, habe die neugierigen Nachbarsblicke aus dem eigenen Haus im Garten freundlich erwidert und eigentlich mich weiter daran gemacht, meiner Arbeit nach zu gehen.
Ich weiß nicht wie viel Zeit ich damit zugebracht habe, aber plötzlich hörte man Autotürengeklapper und ein 70-Jähriger Rentner kam auf mich zugestürmt und begrüßte mich mit den Worten:
„WAS fällt Dir ein, meine Lebensgefährtin zu bedrohen, HÄ?????“
„Guten Tag erst einmal…“
„UND??? DEINE ANTWORT?“
„Öhm, meine Antwort für was?“
„WIESO BEDROHST DU …“
Ich bin auf ihn zugegangen und hab meine Hand gehoben:
„STOPP! Nummer eins, wer hat Ihnen erlaubt, mich zu dutzen?“
„…“
Es ist erstaunlich, wie Menschen reagieren, wenn man nicht eingeschüchtert, sondern offensiv auf sie zugeht. Ehrlich. „Gut, dass wir diesen Zusammenhang erst einmal geklärt haben. Und jetzt habe ich eine Frage: Worum geht das überhaupt? Das werden ‚Sie‘ „, natürlich demonstrativ betont, „mir jetzt bestimmt erklären können, oder?“ „NUN, SIE HABEN MEINE LEBENSGEFÄHRTIN MIT DER WEGNAHME IHRES PARKPLATZES GEDROHT! ICH WARNE SIE – ICH RUFE DIE POLIZEI!“
Unterdessen schob sich gerade eine demonstrativ wehleidige Frau Schmollma aus dem Wagen und humpelte auf zwei Krücken langsam auf uns zu und blieb in einer Entfernung stehen. Er zeigte auf sie und meinte: „SEHEN SIE? Die Frau ist auf den Parkplatz angewiesen, sie hat Rheuma UND Arthrose in beiden Knien, in den Fußgelenken und die Hände sind auch angegriffen!“ Und verächtlich führte er noch an: „Wie können Sie nur mit dem Parkplatz drohen? Die Frau hat total Angst vor Ihnen!“
Das war ja eine spannende Interpretation meiner Aussagen von vorhin. Sie hat mich angepöbelt und nicht umgekehrt, dann parkt Sie falsch und nicht ich, und reagierte schwer beleidigt, wenn sie darauf aufmerksam gemacht wird, dass ein Parkplatz nicht bedeutet, dass der Wagen irgendwo stehen darf. Dann hat sie vorhin noch gelogen, da ihr Wagen leer war und anschließend hetzt sie jetzt ihren Freund auf mich, der genauso lächerlich-peinlich soziale Kontakte zu knüpfen pflegt wie sie. Ich habe hingegen lediglich darauf hingewiesen, dass es Probleme gibt, wenn ich nicht auf den gemieteten Parkplatz komme, weil sie falsch steht.
Aber OK, man muss ja fragen:
„Hier liegt wohl ein Missverständnis vor, was genau habe ich denn gesagt?“
„Sie haben sie bedroht.“
„Ja, das sagten Sie schon, aber was habe ich denn zu ihr gesagt?“
„Ich warne Sie, lassen Sie meine Lebensgefährtin in Ruhe, sonst hole ich die Polizei!“
„Dann gehe ich davon aus, dass Sie mir nicht mitteilen wollen, was ich genau zu Ihrer Lebensgefährtin gesagt haben soll? Ich weiß nämlich genau, was ich gesagt habe. Der Vergleich würde bestimmt ein Missverständnis aus der Welt schaffen.“
„Ich bin an Ihren Lügen nicht interessiert!“
Hehe, das ist ja putzig, er ist an meinen ‚Lügen‘ nicht interessiert. Naja, wenn er das so will, … aber ich muss ja Form wahren:
„Na gut, möchten Sie denn wenigstens erfahren, was ich wörtlich gesagt habe? Ich habe es nämlich zufällig mit meinem Smartphone aufgenommen, dann können Sie es sich selber anhören, auch wie, Ihre Lebensgefährtin mich anpöbelte auf den Hinweis, dass ich hier künftig auch zu stehen gedenke…“
Ein reiner Bluff, aber ich wusste vorher schon, dass der daran kein Interesse hat, denn dann hätte er ja den Beweis, wie unglaublich dreist sie ihn angelügt hat und wie peinlich er sich hier gerade benimmt. Und – wie es immer so ist – wenn man solchen Menschen ein Horn hinhält, dann bläst er auch hinein und tutet ganz laut vor sich hin:
„Ich habe keine Lust, mich mit Ihnen aus einander zu setzen! ich erwarte, dass sie meine Lebensgefährtin nicht mehr belästigen und bedrohen, sonst geht das vor Gericht!“
Oh, eine klare Ansage von ihm, ich soll sie unter keinen Umständen ansprechen. Da muss man auf Nummer sicher gehen:
„Also, wenn die Frau Schmollma im Weg steht und ich nicht auf meinen Parkplatz komme, soll ich sie unter keinen Umständen bitten, sich korrekt hin zu stellen, habe ich das richtig verstanden? Ich frage jetzt nur, weil wir regelmäßig auch einen größeren Transporter mieten und der natürlich dort auch stehen darf, … “
„NA UND, DAS IST NICHT MEIN PROBLEM!“
Na, da hat er doch den Nagel auf den Kopf getroffen, er wohnt ja nicht bei ihr und es ist naheliegenderweise auch nicht sein Problem. Streng genomm versucht er gerade sogar, ihr problematisches Sozialverhalten zu meinem Problem zu machen. Aber da er es ja selber so wollte und mit ihr wohl auch ganz genau besprochen hat, möchte ich mich da nicht weiter einmischen, und meinte nur noch:
„O.K.“
„FEIN“
Na, dann werde ich eben die Hausverwaltung bemühen, sie zu bitten, korrekt und schnell um zu parken, indem ich im Zweifelsfall den Hausmeister hinzu ziehe. Ich soll sie ja nicht bitten, weil er sonst die Polizei ruft wegen irgend einer ominösen Erpressung. Und wenn sie sich dann darüber bei mir beschwert sage ich: Ihr Lebensgefährte hat mir verboten, sie selber an zu sprechen und kurz um zu parken.
Auf jeden Fall hat das Leben mir wieder eins gezeigt, dass es niemals langweilig werden wird auf dieser Welt.
Es ist überflüssig, zu erwähnen, wie jetzt Frau Schmollmas Auto steht – zwar gerade, aber demonstrativ auf zwei Parkplätzen. Es ist also eine Frage der Zeit, wann es in die nächste Runde gehen wird, …