Ich habe mich schon länger gefragt, wann denn nun endlich wieder der wahre Weg der Erleuchtung meine Sinne überbelichten würde. Selbst das provokante Vorbeischleichen an einem selbstbeweihräuchernden Stand, bei der die Liga der außergewöhnlichen Gutmenschen ihr bestes gab, Provisionen ein zu streichen, ergab irgendwie nichts.
Schade eigentlich, ich hätte gerne mal darüber diskutiert, wieso das Wohl der burmesischen Ringelnatterspinnenmilbe (oder wie dieses komische Viehzeug heißt) wichtiger sei als die sozialen Probleme direkt vor Haustür dieser Vereinsmitgliedschaftsfachverkäufer…
Aber wenn man glaubt, es geht nicht, mehr, kommt irgendwo ein … na? … richtig:
Nachbar her.
Glücklicherweise ereignete sich diese schicksalshafte Begegnung zur Abwechslung bei Bekannten und nicht bei mir. So konnte ich das unfassbare Schauspiel aus der Ferne bewundern, mich zurücklehnen, und versuchen, diese unglaubliche Darbietung wahrer Intelligenz zu verstehen.
Und ich habe wirklich lange darüber nachgedacht… und habe es nicht verstanden.
Den Grund für mein Nichtverstehen konnte ich aber finden:
Hier geht es um eine epische Geschichte über wahren Heldenmut und Aufopferung. Und wer bin ich kelines Licht schon, dass ich mich erdreiste, so etwas mit Logik nachvollziehen zu wollen…
Ja, was ist da wohl passiert?
Nun, die Geschichte nahm ihren Anfang in einer etwas zugeparkten Straße… und zwar bei einen kleinen, zierlichen Parkplatz, dessen Stellplätze perverserweise vermietet sind.
Jawohl, diese Tatsache liefert die Rahmengeschichte für eine epische Reise in das Wunderland:
VERMIETET!
Wie es in Deutschland bei einem privaten Parkplatzgelände so üblich ist, davor steht eine Absperrstange, und davor prangt ein Schild, welches Falschparker auf dem Platz auch kostenpflichtig abgeholt werden würden. Gut, dafür stehen alle mit ihren Karren vor und neben und sonstwie behindernd auf der Einfahrt, in zweite Reihe gegenüber und so weiter und so fort. Man kann also eigentlich gar nicht mehr richtig vom Parkplatz runter. Hat man dieses Kunststück allen Hindernissen zum Trotz vollbracht, stellt sich irgendwann dann auch die wesentliche Frage, wie man auf selbigen wieder rauf kommt. Da sich diese filigrane Problematik vor der Absperrstange auf tut, wird sie auch hingenommen.
Aber wehe, jemand vermeindlich unbekanntes parkt auf dem vermieteten Parkplatz! Ob der eigentliche Mieter des Parkplatzes überhaupt noch ein Auto hat, ist dabei eine ganz andere Geschichte. Hier geht es dann um’s Prinzip und die Freiheit, und da wird man ganz schnell zum omnipotenten Anwalt des Nachbarn!
Das ist die Ausgangsbasis… und jetzt kommt die große Frage:
Wo ist der Heldenmut in der Geschichte?
Den finden wir bei einer Rentnerin, die eigentlich aus gesundheitlichen Gründen gar nicht mehr fahren sollte – zumindest wenn man ihren Geschichten glaubt. Und ihrem liebsten Spielzeug:
Ihr Auto.
Unspektakulär, eigentlich braucht man hier nicht mehr weiter zu lesen:
Sie muss ja auch schäg parken, damit sie noch aus der Tür raus kommt, fällt beim Gehen vor Schmerzen fast um, hat ein ein-ein-halb steife Beine, kaputte Knie und Hüften, und so weiter und so fort. Aber genau deshalb muss sie sich hinter das Steuer setzen und Autofahren, weil sie sich ja sonst nicht mehr bewegen würde, etwas, dass der Arzt ja auch gesagt hat:
Möglichst viel Bewegung ist wichtig, und wo bewegt man sich weiter und mehr als mit einem Auto?
Ja, das hat doch schon mehr Heldencharakter oder nicht:
Sie opfert die Sicherheit anderer, um sich – oder besser ihr Auto – zu bewegen. Und zwar zum Wohle aller. Odersoähnlich. Ich habe die gesamte Argumentationskette ehrlich gesagt nicht so ganz verstanden, aber es wird schon stimmen.
Und wenn das alles gewesen wäre, denkt man vielleicht nur darüber nach, sich das Auto für zu merken, da man weiß, wer hinter dem Steuer sitzt und was alles schief gehen kann.
Üblicherweise langt so etwas nicht, da muss man noch ein Ding drauflegen:
Nachbarn eines anderen Parklatzes auf dem Gelände hatten wegen dem chronischen Schrägparkerei unbürokratisch vorgeschlagen, die Plätze zu tauschen. Für alle eigentlich ein Gewinn. Die einen haben einen kleinen Transporter, und würden bei gerader Fahrt besser rauf kommen auf den Parkplatz, und sie könnte wieder vernünftig stehen, da auf neben dem Parkplatz des Transporers nur noch ein kleiner Steinweg ist, also die Tür gut auf geht und niemand die gebeutelten Hüftgelenke der alten Dame mit normalen Türabständen foltern könne.
Nein, das lehnte sie kategorisch aus 2 Gründen ab:
1. der Parkplatz, auf dem sie stünde, …
ist gemietet, und das geht nicht, dass andere darauf stehen. Und das ist nun einmal unsere Weltordnung. Wo kämen wir denn bitte schön hin, wenn plötzlich unter Nachbarn dieses eiserne Eigentumsdenken aufbrechen würde? Nein, Ordnung muss sein!
2. Da ist ein Baum, …
der hin und wieder ein paar Beeren hat, welche die Vögel fressen. Und wenn das passiert, dann wird auch auf jeden Fall einer dieser possierlichen Tierchen seine Notdurft verrichten, wärend es auf dem Dach ihres Autos sitzt. Und weil das Auto jetzt 3 m neben dem Baum geparkt ist und nicht, wie es dann wäre, drei Meter vor dem Baum, tun die Vögel so etwas auch nicht.
Ja, da muss man doch mal bei Gelegenheit bekannt machen:
Natur – dies ist eine seltsame Rentnerin
Seltsame Rentnerin – hier haben wir die Natur
Als ob Tiere, davon Abstand nehmen würden, auf ihr Auto zu k.. , weil Sie drei Meter links vom Baum steht und nicht drei Meter davor.
Aufopferung und Heldenmut nehmen also langsam unerbittliche Züge an:
Wie wir hier also ganz eindeutig festgestellt haben, ist das mit dem Parkplatz also gar nicht so einfach. Ob jetzt einfach nur diese Rentnerin etwas wunderlich ist oder es wirklich and er Gesellschaft liegt, lassen wir hier einfach mal im Raum stehen. Fakt ist, dass die Nummer mit dem Parkplatz ein weitaus komplexeres Politikum zu sein scheint, als man glaubt.
Der Augenblick, da sich der Heldenmut ein Ventil sucht:
Die Bühne ward gerichtet, die Protagonisten stehen bereit, und alles, was man noch braucht, ist ein Stein des Anstoßes, einen Judas, welcher mutwillig die Kette ins Rollen bringt, einen vorsätzlichen Falschparker! Und siehe da:
Esparkte doch tatsächlich so ein Widerling auf dem leerstehenden, benachbarten Parkplatz so, dass sie nicht mehr schräg einparken kann und damit beide Parkplätze für ihr Auto nutzbar ist!
U N G L A U B L I C H ! ! !
Und der Gipfel der Frechheit ist, der ist beim Auszug aus seiner Wohnung, also am Beladen seiner Karre.
Wie dreist, also wirklich, nicht nur, dass sie wie es sich gehört einparken muss, nur um dann fest zu stellen, dass sie nicht einmal mehr wie gewohnt Aussteigen kann, nein, der steht sogar noch daneben und schaut einfach zu! Jaja… Und da muss man schon Flagge zeigen und reagieren. Was die alte Dame auch mit Nachdruck demonstrierte:
Sie ist wieder raus gefahren, hat dann auf der Einfach ein Handy gezückt, kurz telefoniert und ist anschließend wieder weg gefahren, um kurz darauf mit Verstärkung wieder zu kommen. Sie hat ihren Freund im Handgepäck. Und der sprang auch heldenhaft laut schreiend aus dem Auto heraus und hat eine echt große Welle von sich gegeben, bis der Halter des Fahrzeugs auftachte … allerdings, um weitere Kisten ein zu laden. Und wo wir uns auch schon einmal einen wahrlichen Parkrambo vor der Nase hatten, wurde gleich große Geschütze aufgefahren. von asozialen Handlungen von kriminellen Machenschaften und was nicht alles war die Rede, dass man eigentich gleich den Wagen hätte abschleppen müssen, und sowieso alles nichtsnutziger Abschaum sei, was sich widerrechtlich auf dem Parkplatz aufhielte, etc.
Das es weder ihr gemieteter Parkplatz war noch seiner, … nun … Heldentum im Namen von Nachbarn verlangt nun einmal seine Opfer, was auch immer da geopfert wurde. …
Er fuhr das das volle Programm auf und es störte ihn gar nicht, dass es einfach nur laut, dümmlich und peinlich war. Seine größte These der Ehrlichkeit waren die Ehrenbekundungen, er würde so etwas niemals tun, solche verwerflichen Taten seinen ausschließlich einem „Asi“ vorbehalten.
Das es einen richtigen Streit gab, den der zugegebenermaßen zu Recht falsch Parkende Auszügler nicht gewinnen kann, brauchen wir nicht weiter zu vertiefen. Er kannte schließlich den eigentlichen Mieter des Parkplatzes und hätte eigentlich nur einmal kurz fragen müssen. Also ist er irgendwann dann wortlos in sein Auto gestiegen und einfach weg gefahren. Fertig. Er war sowieso beim Auszug und damit war es ihm egal, was der pöbelnde Freund einer nervigen Nachbarin dann noch so erzählt.
Was zurück blieb, war ein heldenhafter Freund
Der hat seine Freundin mit stolz geschwollener Brust hinein gewunken und ihr lautstark erzählt, wie toll er es diesem „Asi“ besorgt hätte.
Seitdem sind mehrere Wochen vergangen. Sie fährt noch Auto und kommt immer schwerer aus dem Ding noch heraus – das Probem wird sich wohl mit der Zeit eindeutig von selber regeln. Und wir hoffen alle, dass sie nicht zum Abschied von ihrer Karriere als Autofahrerin noch jemanden umfährt.
Inzwischen sind sie und ihr Freund ein ganz illustres Pärchen, dass sich regelmäßig trifft und immer wieder händchenhaltend gesehen werden. Und damit keiner auf die Idee kommt, dort zu parken, opfert sich der gute Mann und parkt „diskret“ auf dem Parkplatz, damit er auch genutzt wirkt. Schließlich soll ja keiner auf die Gedanken kommen, dass dort ein leerstehender Parkplatz sei und einfach dort parken.
Fassen wir noch einmal zusammen:
Wenn sich jemand Fremdes auf den Parkplatz stellt, dann ist es ein Asi. Wenn es der Freund eines Nachbarn ist, dann ist es ein richtig großer Asi, der mit einem Asi zusammen klüngelt und es nur letztendlich macht, um eine unschuldige ältere Dame zu mobben.
Wenn Freund der älteren Dame im Umkerschluss die Handlung eines „Asis“ begeht, dann ist er also…?
Ein wahrer Held, denn er verhindert damit, dass Asis dort parken.
Und ich bin froh, dass ich mit mal zur Abwechslung mit so viel Belichtung nicht selber beschäftigen muss….
Auch wenn es mich reizen würde, diese Logik näher zu hinterfragen.