Ja, so kann es einem passieren, wenn man so mir nichts, dir nichts auf einer Party eingeladen ist, auf der man eigentlich weder etwas zu suchen hat, noch irgendwie sich damit identifizieren kann, was da so „abgeht“.
Fairerweise sei jetzt vorher mal was gesagt, ich bin – auch wenn ich es kann – kein überzeugter Autofahrer. Das hat viele Gründe, vor allem aber wirklich das Verkehrsaufkommen in der Großstadt sowie das unübersichtliche Parkplatzproblem.
Und wenn ich die Wahl habe zwischen meiner Spielkonsole oder einem guten Buch in der Bahn und hinter dem Steuer sitzend zu fluchen, da mal wieder kein Parkplatz zu bekommen ist, wähle ich eher die Spielkonsole oder ein Buch und komme entspannt am Ziel an.
Ich fahre nicht gerne Auto, aber auf Grund meiner Selbständigkeit und meinem Tätigkeitsfeld ist es hin und wieder nicht zu vermeiden. Und man kann sagen, was man will, ein intelligent eingesetztes Fahrzeug kann viel – wirklich sehr viel – Stress nehmen und die Lebensqualität steigern.
Und ja, ich finde auch, dass zu viele Autos unterwegs sind, ich bin auch der Meinung, dass ein übergroßer SUV in der Innenstadt von Hamburg eigentlich nichts zu suchen hat. Ich stelle sogar die durchaus gewagte These auf, dass 40 – 60 Prozent des allgemeinen Straßenverkehrs absolut überflüssig sind und aus reiner Bequemlichkeit und fehlendem Verständnis für das Konzept eines Autos entstehen:
Ich habe ein Auto, also muss ich es auch bei jeder sich bietenen Gelegenheit nutzen, und sei es, um einfach amit zum nächsten Zigarettenautomaten zu fahren.
Das weiß ich genau, weil ich die Strecken mit dem Auto UND mit der Bahn gefahren bin. Zeitersparnis mit dem Auto: 5 bis 7 Minuten – Kosten für Sprit, Autoabnutzung, etc. deutlich über dem, was eine Fahrkarte pro Tag kostet. Und ich habe Zeit zum Schreiben, Spielen, Rumspinnen, kann die halbe Strecke mit meiner Lebenspartnerin zusammen fahren, und, und, und.
ich gebe aber zu, ich liebe mein Auto, denn es macht Spaß, es einfach nutzen zu können, wenn der Regen vom Himmel fällt. Und Wenn ich wirklich mal mit meinem ganzen Hobbygedönse in den Kurzurlaub will, genieße ich auch den Luxus, einfach mal etwas mehr als üblich einpacken zu können.
Kurz:
Ich denke wirklich, dass zu viele Autos wirklich überflüssig unterwegs sind, ich handele auch entsprechend, und stehe hinter meiner Meinung. Und nein, ein Auto weniger zu nutzen hat in meinem Fall tatsächlich nichts mit Umweltschutz zu tun…
Aber soviel zu mir, … jetzt geht es weiter…
Ich bin zu einer Volksbelustigung vorgelagen worden, die sich Halloweenparty nennt. Das war auch nicht ganz fair gewesen, aber ich konnte meine Lebensgefährtin schlecht mit dem Desaster alleine lassen und deren Kinder waren eingeladen. Außerdem liebe ich sie und gehe gerne mit, wenn Sie wohin geht. Und sie wollte da nicht alleine stehen, wo dann auch der Kern des Problems auftauchte.
Ich bin hier mit Menschen, denen ich sonst trotz aller Diskusionsfreude intuitiv aus dem Weg gegangen wäre, plötzlich auf engstem Raum kollidiert – und das zynischerweise am Abend von Halloween, zu der Zeit, da die Welt der lebenden und der Toten sich so nahe sind wie niemals sonst im Jahr. Und wer sich in Gefahr begibt, wird bekanntlich auch (hirn)totes finden.
Übrigends, das war auch das erste und das letzte Mal, dass ich auf dieser Party aufgetaucht bin und auch in den Folgejahren nie wieder diese komische Siedlung betreten habe. Nun, kommt die Frage, die wohl jeden interessiert:
Was zum Geier ist da vorgefallen?
Die magische Insel nennt sich „Autofreies Wohnen“ – wer sich dorthin begibt hat kein Auto und will auch gar keins haben. Deswegen geht man dahin. Und aus keinem anderen Grund. Eigenrlich eine logische Schlussfolgerung. Außer…. ja… außer… es handelt sich um die berühmten Paragraf-5-Wohnungen für Menschen, die
1. kein Auto haben
2. kein Auto haben wollen
3. sich auch keins leisten können und denen das ganz genehm ist, dann mit anderen zusammen zu sitzen und die ganze Zeit nichts anderes tun als gegen die bösen Autofahrer zu wettern, die Achse des Bösen und der Umweltverschmutzung per se, die Straßenrowdies der Neuzeit, die man allesamt nicht hoch genug besteuern kann, um ihnen einen Denkzettel zu verpassen, weil sie nichts besseres zu tun haben, als edlen Fußgängern den Raum zum Atmen zu nehmen, und die den Fahrradfahrern verbieten wollen, auf einer Straße zu fahren, wenn daneben ein ausgebauter Radweg sei und sowieso, wer ein Auto hat, muss sowieso viel zu reich sein und wer zu reich ist, kann gerne den Armen mehr abgehen, damit alle etwas davon haben, weil es ja nicht angehen kann, dass die in einer Gegend wohnen müssen, wo Autos Mangelware sind, aber wer braucht die schon, wir nicht, und ferner ist Mann schuld, weil ich bin eine aleinerziehende Mutter, die hier wohnen muss, un die böse Baufirma auf dem Gelände noch weitere Wohnblöcke baut, auch wenn es vorher schon bekannt war.
Oder so ähnlich. …
Als wir dazu kamen, war bereits die Diskusion über die bösen autofahrenden, Kinder mutteralleinelassenden und viel zu Rücksichtlosen in vollem Gange und wurde dadurch unterbrochen, dass die gesamte Kinderschar auf die Startplätze zum Halloweensammeln gebracht wurden. Und es waren erstaunlich viele Kinder in dieser autofreien Siedlung unterwegs, so dass es organisierte Truppen von 10 Kindern gab, die geschickt von Wohnblock zu Wohnblock geschleust wurden.
Nachdem die Kinder also in eine dieser Naschikommandos eingeteilt waren, standen wir uns zunächst die Beine in den Bauch… und nachdem es am 31. Oktober nach Sonnenuntergang überraschenderweise kalt wurde, schichen wir uns in den Vorraum eines dieser Wohnhäuser, der extra zum Warten offen stand und in der sich schon einige Eltern versammelt hatten.
Dummerweise keine Pärchen, sondern alleinerziehende Mamis.
Was da los war, als wir zu zweit auftauchten, kann man sich vorstellen:
Zunächst war da eisiges Schweigen, gefolgt von bösen und neidvollen Blicken. Und dann … noch mehr Schweigen und vorwurfsvolle Blicke. Und dann eisiges Schweigen und vorwurfsvoll-neidische Blicke. Und dann… kam ein einsames Hallo zur Begrüßung. Überflüssig, zu erwähnen, dass es ein eisiges, neidisches, und vorwurfsvolles Hallo war…
Nun, wenn man schon in so einen Partyhaufen gerät, hilft nur mitmachen. Also stellten wir uns mit genervten Gesichtern mit dazu – das war auch nicht wirklich schwer, weil wir von dieser Halloween-Party-Aktion wirklich genervt waren. Für die Kinder ist das ja alles nur ein riesenspaß, aber einfach nur dabei zu stehen und nichts zu tun, ist der Bringer, da kann man sich sowieso nichts besseres vorstellen.
SO, nachdem wir uns also zum nichtsmachen beschlossen haben, lockerte sich so langsam wieder die Stimmung die die ganzen selbstüberzeugten Mamis kehrten zu ihrem Ursprungsthema zurück, das Lästern.
„Habt ihr schon gehört, wie die tatsächlich unser schönes Haus verschandeln wollen, indem sie tatsächlich noch eins bauen wollen? Das geht nun nicht, weil ich sonst für mein Kind keine Abendsonne mehr im Fenster habe…!“ Verständnisvolles Nicken aller Beteiligten. „Genau“, kam da die Antwort, „ erst bauen die unser schönes Haus und dann bauen sie noch eins dazu!“
Ja, so kann man es natürlich auch sehen, wenn man auf eine halbe Baustelle zieht, bei der es von Anfang an geplant war. Aber dann ging es erst richtig los: „Ja, und du kannst es nicht glauben, die wollen da vorne eine Garage bauen … stellt Euch vor, eine Garage!!!“
Ein entrüstetes Raunen umzug den kleinen Raum.
„Wie kann man überhaupt nur Autofahren! So etwas tota umweltschädliches und ungesundes.“
Moment… ging es nicht eigentlich um…
„Ja genau, Autofahrer sind echt alle nicht ganz dicht. Mich hat auf der Straße letztens erst einer an der Kreuzung angefahren.“
… OK, also geht es nicht um einen Bebauungsplan, sondern um einen Beinaheunfall. Dummerweise kenne ich die Fahrerin vom Sehen und weiß, wie wichtig sie es findet, immer und überall so zu fahren, wie es nach ihrer Meinung Sinn ergibt, und nicht, wie die Verkehrsregel es gebietet. Besonders laut wurden ihre Beschwerden, als die Polizei sie deswegen tatsächlich angehalten hat. Wie man voraussetzen kann, bei Rot über eine vierspurige Kreuzung quer zu fahren, sei sinnvoll, habe ich in diesem Zusammenhang nicht ganz verstanden, aber es muss sinnvoll gewesen sein!
Und da ich ein unverbesserlich neugieriger Mensch bin, musste ich doch nachfragen: „Welche Kreuzung war es denn?“ Sie schaute mich an und meinte knapp: „Elligers Schramweg.“
Wusste ich es doch, da habe ich sie immer wieder quer mit dem Rad über die Kreuzung fahren sehen. Und das gab ich zu bedenken: „Bist du quer gefahren?“ Sie sah mich beleidigt an. „Ist das wichtig, entscheidend ist, dass der Autofahrer mich fast übersehen hätte!!!! Ich kenne mich schließlich an dieser Kreuzung aus.“
Also erstens, hätte bedeutet, hat er nicht, und zweitens ist es sehr woh wichtig, weil sie dann selber schuld war, und ihrer offensiven Reaktion nach wusste sie das auch. Und ich kenne diese Kreuzung, da sind regelmäßig „Beinaheunfälle“. Diese sind meistens dann, wenn die Fussgänger oder Radfahrer sich nicht an die Ampeln halten, sondern improvisieren. Aber OK, nachdem ich darauf nichts mehr gesagt habe, mischte sich eine ihrer Leidensgenossinnen ein:
„Ja, die Kreuzung kenne ich, die Autofahrer sind dort besonders verantwortungslos unterwegs. Das ist dort aber immer so. Und überhaupt, niemand braucht ein Auto, diese Dinger braucht echt kein Mensch!“
Oh, jetzt musste ich mich doch wieder einmischen:
„Naja,“ meinte ich, „das ist so nicht ganz richtig, manchmal braucht man schon ein Auto…“.
Nun hatte ich ihre volle Aufmerksamkeit: „N i e m a n d braucht so ein Ding. Das ist total unnötig und überbewertet.“ Das sah ich jetzt anders, zumal ich selbstständig war und hin und wieder mit meiner Ausrüstung ziemlich weit fahren muss: „Nun, ich habe bis zu einer halben Tonne Gepäck dabei, und muss schon mal weiter raus damit oder auch zum Kunden.“ „Ja na und?!“ , kam es als Antwort, „dafür kann man auch Alternativen finden als ein Auto!“ OK, dachte ich mir, wenn sie schon so gut ist: „Welche denn? Wie würdest Du eine komplette mobile Bogenbahn mit Zielscheiben, Absicherung, etc. zu einem Kunden bringen, 4 Stunden aufbauen und danach wieder damit zurück fahren nach Hause?“ „ Da gibt es genug öffentliche Verkehrsmittel, glaub mir..“ , antwortete sie sehr beleidigt.
Naja gut, das würde ich jetzt zu gerne sehen, wie sie das machen würde, wenn es ja so viele Möglichkeiten gibt aber OK. Auf eine so blöde Argumentationskette kommt auch nur jemand, der entweder kein Auto hat oder noch niemals in sochen Problemen steckte.
Glücklicherweise kam eine Ihrer Freundinnen gedankenlos daher: „Sag mal, reitet deine Tocher eigentlich noch?“ Sie drehte sich sofort zu dieser Person um: „Ja natürlich, aber es ist ein sehr sehr weiter Weg dorthin.“ „Ach, aber das lohnt sich doch, oder nicht?“ „Naja, die Bahn fährt da nicht so wie es gut wäre und außerdem fährt der Bus auch nicht so oft.“ „Und was machst du da?“ „Naja, ich leihe mir von meinem Freund das Auto und fahre meine Tochter dahin. Das ist einfacher…“
Also, fassen wir noch einmal zusammen:
1. Autofahrer sind alles Verbrecher
2. Niemand braucht ein Auto, auch nicht, wenn er eine halbe Tonne Gepäck hat
3. Wenn die Tochter wohin muss und es unbequem ist, leiht sie sich vom Freund ein Auto
4. Ein Auto ist ganz praktisch
Was wir daraus lernen können:
Wir sind Segelschiffe, welche sich immer nach dem Wind richten.