Willkommen zum 3. Teil: Das Schuhwerk
Die Wahl des richtigen Snowboard-Stiefels ist einer der wichtigsten Entscheidungen beim Kauf neuer Ausrüstung:
Nur der richtige Stiefel, der neben den individuellen Bedürfnissen vor allem dem realistischen Fahrkönnen entspricht, wird der Einstieg in das Snowboarden nicht zu einem kurzfristigen Erlebnis, auf das man zu Recht gerne verzichtet hätte. Und gerade bei Snowboard-Boots geht es tatsächlich nicht nur um die „coole Optik auf der Piste“, da steckt sehr viel mehr hinter…
Da wäre zum Beispiel die Flexstärke
Sie bestimmt nicht nur, wie direkt und reaktionsfreudig sich die Bewegungen über den Stiefel (oder auch „Boot“) auf das Board übertragen, sondern auch, wie bequem ein Snowboard-Boot beim Laufen ist. Das hängt damit zusammen, dass mit zunehmender Flexstärke die Eigenbewegung der Fußknöchel eingeschränkt wird – was nicht bedeutet, dass der Fuß durch die steigende Flexstärke besser geschützt ist: Die Flexstärke dient nicht zum Schutz des Sprunggelenks (wie immer wieder behauptet wird), sondern wirkt sich auf die Bewegungsfreiheit der Mittelfußknochen aus. Je weniger diese sich bewegen können, desto direkter werden Steuerbewegungen letztendlich an das Board weitergegeben. Während dies bei hohen Geschwindigkeiten und anspruchsvollem Gelände Vorteile bietet, kann es bei längeren Fußwegen, Stürzen oder unerwarteten Bewegungen dazu führen, dass die durch den Boot auf die Mittelfußknochen ausgeübten Druckpunkte zu einer Überlastung führen. Die Konsequenz sind oft in Schmerzen, die nicht unmittelbar mit der Ursache in Verbindung gebracht werden können.
Für die Flexstärke wird über eine Skala von 1 (sehr weich) bis 10 (sehr hart):
- Weiche Flexstärken (1-5): Ideal für Anfänger und Freestyle-Fahrer, deren Fahrstil weniger aggressiv ist. Sie bieten viel Bewegungsfreiheit und sind sehr komfortabel, eignen sich aber weniger für hohe Geschwindigkeiten oder harten Schnee.
- Mittlere Flexstärken (6-7): Vielseitig einsetzbar für All-Mountain-Fahrer. Sie bieten einen guten Kompromiss zwischen Komfort und Performance.
- Harte Flexstärken (8-10): Perfekt für fortgeschrittene Fahrer und Freerider. Sie bieten präzise Kontrolle und sind ideal für hohe Geschwindigkeiten und anspruchsvolles Gelände.
Der Mondo-Point und das Fußbett
Zusätzlich zu der Flexstärke ist die richtige Größe und die Fußform sehr entscheidend. Ein Boot, der zu groß ist, sorgt nicht nur für ein unsicheres Fußgefühl, da der Fuß innerhalb des Boots rutschen kann. Ein wesentlicher Aspekt der Bootgröße ist, dass das Sprunggelenk nicht optimal durch die äußere Schale gestützt und damit geschützt werden kann. Durch unglückliches Verrutschen im Boot kann es zu einer Überbelastung des Sprunggelenks kommen, wodurch es sporadisch einknicken könnte, sobald die Kraft nachlässt. Hier zeigt sich auch der Querbezug zur Flexstärke: Unabhängig von der Flexstärke ist ein zu großer Boot unglücklich, da es zu einem instabilen Fahr- und Laufgefühl führt, was das Verletzungsrisiko aus sich selbst heraus eben erhöht. Die Kombination aus einer falschen Größe und einer zu harten Flexstärke kann diese Risiken noch verstärken, da die direkte Kraftübertragung das Gelenk zusätzlich belastet.
Was wird mit dem Mondo-Point bestimmt?
Schuhgrößen sind immer so eine Sache: Wer von unterschiedlichen Herstellern Schuhe bestellt, wird schnell feststellen, dass die Größe „42“ nicht einheitlich ist, sondern Herstellerspezifisch ein Wert zwischen „40“ und „43“ darstellt. Um jetzt nicht sinnlos zu bestellen (und zu retournieren) gibt es noch den Mondo-Point in cm, einer international genormte metrischen Skala für Schuhgrößen. Die meisten Hersteller stylischer Fußbekleidungen bieten neben „ihren“ Schuhgrößen auch eine Umrechnungstabelle mit an, anhand der relativ einfach die Schuhgröße bestimmt werden kann:
Als Grundlage stellt man einfach seinen Fuß auf ein Blatt papier und zeichnet zwei parallel verlaufende Linien: einmal bei der Hacke und einmal bei dem längsten Zeh. Die Faustregel besagt, dass der Abstand der Lininien +1,5 cm eine solide Basis bei der Wahl der Schuhgröße ist. Die Schuhgröße wird dann zur nächsten verfügbaren Schuhgröße aufgerundet: Bietet also der Hersteller die Größen 41, 42 und 43 an, und man hat nach Mondopoint genau zwischen 41 und 42, rundet man auf die nächste verfügbare Schuhgröße auf.
Was der Mondo-Point nicht bestimmen kann:
Die individuellen Anforderungen des Fußbetts an die Breite der Sole (der sog. Leistenweite) sind hier nicht enthalten; während die Länge des jeweiligen Schuhwerks mit dieser Methode noch ganz gut bestimmt werden kann, ist die Leistenweite und das individuelle Fußbett auf diesem Weg nicht zu ermitteln. Im einfachsten Fall fühlt sich der neu erworbene Boot einfach etwas ungewohnt oder unbequem an, im schlimmsten Fall wird die Blutzirkulation durch Abschnürungen unterbunden, und das Fußbett unangenehm zusammengedrückt, was mitunter sehr schmerzhaft und zu Taubheitsgefühlen und größeren, vor allem langfristigen Problemen führen kann.
Das Problem liegt hier im Detail versteckt. Wärend einige Probleme unmittelbar bemerkbar sind, zeigen sich Probleme wie Abschnürungen meistens erst nach längerem Tragen – Indikatoren dieser Art müssen auf jeden Fall ernst genommen werden:
Wenn der Schuh nicht richtig passt, sollte man in jedem Fall schnellstmöglich einen Experten oder Fachhändler vor Ort aufsuchen, und sich beraten lassen!
Warum das richtige Schuhwerk so komplex ist: Das Zusammenspiel
Fassen wir jetzt mal diese 3 Aspekte zusammen und bringen diese in einen direkten Querbezug:
Neben der Fußlänge (Mondo-Point) spielen auch die Breite des Schuhs (Leistenweite) und seine Steifigkeit (Flex) eine entscheidende Rolle. Während der Mondo-Point die Gesamtgröße bestimmt, beeinflusst die Leistenweite die Passform im Bereich des Fußbetts. Ein zu schmaler Schuh kann zu Druckstellen führen, während ein zu weiter Schuh für Instabilität sorgt. Der Flex wiederum bestimmt die Kraftübertragung und das Fahrverhalten. Ein weicher Flex bietet mehr Komfort, während ein härterer Flex für präzises Fahren sorgt.
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- Bei einer großen Leistenweite und einem harten Flex kann es passieren, dass der Fuß im Schuh verrutscht und die Kraftübertragung auf das Board beeinträchtigt wird.
- Gleiches gillt für einen zu engen Schuh und einen zu weichen Flexwert. Hier werden z.B. die Mittelfußknochen zusammengedrückt, was zwar den Flex nicht verkleinert, sich aber auf den Tragekomfort negativ auswirkt.
- Ein zu langer Schuh kann dazu führen, dass der Fuß unglücklich verrutscht und die Kontrolle über das Board erschwert wird. Dies kann zu einem erhöhten Sturzrisiko führen.
Die Wahl des richtigen Snowboardschuhs ist komplexer als es auf den ersten Blick scheint:
Eine zu enge Leistenweite führt zu Druckstellen, während eine zu weite zu Instabilität und einem Verlust an Präzision führt.Erst durch das Zusammenspiel dieser Faktoren den optimalen Boot für jeden individuellen Fuß zu finden – hier ist es wichtig, bei Bedarf einen Fachhändler oder Experten aufzusuchen und um Rat zu fragen.