Ach ja, das Wirken als Techniker könnte so viel einfacher und entspannender sein, wenn es nicht dieses gäbe: Technische Probleme und eine Hotline, die man anrufen darf….
Dürfen ist vielleicht ein bisschen hoch gegriffen, aber was soll’s. So geschah es auch jüngst bei mir.
Das Problem:
Ein Computer der einfach nicht mehr will, aber so frech ist, keine Fehlermeldung aus zu spucken.
Das genaue Problem – ich möchte den geneigten Leser jetzt nicht langweilen, aber sonst kann man nicht verstehen, was da eigentlich nicht geht – ist diese verfluchte Installationsroutine des Betriebssystems:
Sie ist nämlich teilweise totaler Schrott. Irgendwelche Pseudo-Betriebssysteme starten und machen Dinge, die nach einem 1:1-Script einfach durchgezogen werden, und sobald etwas nicht exakt stimmt, dann Bumms, Aus, Ende, der Letzte macht das Licht aus … Um der ganzen Sache noch die Krone auf zu setzen, ist das Script auf der Festplatte versteckt, wo sie ein Kunde sofort bügeln kann und meistens (keine Ahnung warum) auch irgendwie tut.
Also so was in der Art ist hier auch geschehen. Das „Irgendwasbetriebssystem“ startet, blubbert fröhlich auf der Festplatte rum, kopiert ganz wichtig 2 Stunden irgendwelche Daten, und dann startet das Gerät mit einer bunteren Benutzeroberfläche, wo man nichts anklicken kann, und dann startet es noch mal neu und noch mal neu und noch mal neu und dann gar nicht mehr neu … und dann STOPP… Da steht statt „Alles OK“ „Datei sowieso heißt jetzt anders, das geht doch nicht ….“ gefolgt von einem gefürchteten Systemabsturz. Dann kommt die Gedenkpause und angeblich ist nichts mehr auf der Festplatte gespeichert.
Nachdem die Hardware einzeln in einer stundenlangen Arie geprüft wurde, bleibt nur noch eins, was man tun kann:
Die Hotline anrufen und fragen.
Und das Unheil nahm seinen unerbittlichen Lauf:
Es klingelte und das leibhaftige Böse nahm ab, namentlich Beinlein!
Beinlein: „Firma Buddelschnibbel, Sie sprechen mit Herrn Beinlein.“
Ich: „Schönen guten Tag …“ und die üblichen Floskeln.
Beinlein: „Wie kann ich helfen?“
Ich versuche also, das Problem zu erläutern, und werde sehr gelangweilt unterbrochen.
Beinlein: „Bitte erst einmal die Seriennummer.“
Ich: „Ach ja… sowieso…“
Beinlein: „Bitte Ihren Namen.“
Ich: „Wozu brauchen Sie meinen Namen?“
Beinlein: „Ich muß den Kundennamen eintragen.“
Ich „Unsere Service-ID ist 0435761346847, wie sind Servicepartner…“
Beinlein: „Dann sind Sie nicht Kunde?“
Ich: „Nein, das Gerät steht bei uns in Reparatur, wie ich Ihnen bereits mitgeteilt habe. Bei Ihren Kollegen reicht die Service-ID eigentlich immer aus.
Beinlein: „Ich muß hier Ihren Namen eintragen, da Sie der Kunde sind….“
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass diese Hohlbirne nicht eine Sekunde zugehört hat. Bevor ich aber noch einen zweiten Kugelschreiber in der Mitte durchbreche gebe ich ihm also noch einmal meinen Namen. Es lag mir auf der zunge, Ingeborg Mustermeier aus Musterhausen an zu geben, aber nachher glaubt er, ich halte ihn für nicht kompetent … Unbeirrt ging unterdessen der nette Herr Beinlein also sein Programm durch.
Beinlein „OK, und Ihre Anschrift, … Postleitzahl… Da haben wir es ja. Ach sie sind ja Service-Partner?!“
ja, die Erleuchtung erfährt mancher nur in sparsamen Cent-Münzen. Während es also auf der beängstigend langen Leitung so klickte und die Münzen der Erkenntnis durch das Hirn kullerten, versuche ich vorsichtig, das Problem zu erläutern. Und werde jäh unterbrochen.
Beinlein: „Da kann ich Ihnen nicht helfen.“
Ich: „???“
Beinlein: „Ja, das ist die Hotline für Kunden und nicht für Service-Partner, bitte wenden Sie sich an das Forum.“
Ich: „*Hüstel* Welches Forum?“
Beinlein: „Das Forum, das wir eingerichtet haben. Da steht alles drinne.“
Ich: „OK, und wo finde ich das Forum?“
Beinlein: „Das steht alles in der internen Rundmail.“
Na da freue ich mir jetzt aber einen Ast weg, dass er in seinem Betrieb eine interne Rundmail bekommen hat. Sagenhaft …
Ich: „Was für eine Rundmail?“
Beinlein: „Haben Sie die nicht bekommen?“
Ich: „Nein, es heisst nicht umsonst interne Rundmail. Haben Sie die noch?
Beinlein: „*seufz* Also Sie gehen auf das Forum, in dem wir Recovery-Informationen *schwafel*“
Ich: „Ach doch, an DAS Forum erinnere ich mich, nur hiess es, das wird nicht mehr aktualisiert, weil es vom Hersteller untersagt wurde. Und deshalb ALLE neuen Geräte nicht mehr von Euch eingepflegt werden. Und soweit ich weiß. wurde das konsequent seit einem halben Jahr schon nicht gemacht. Wir sollen jetzt generell anrufen, vor allen Dingen für die neueren Modelle.“
Beinlein: „Da steht selbstverständlich alles drinne.“
Ich: „Wo denn?“
Beinlein: „Also ich bin jetzt in dem Forum drinne und ich habe es gefunden.“
Ich: „Da freue ich mich für Sie, aber wo finde ich es denn nun?“
Beinlein: „Also Sie klicken auf ’suchen‘ und geben da den Begriff ‚Recovery nach Festplattentausch‘ ein. Da steht es dann. Bitte achten Sie auf die Rechtschreibung sonst finden Sie es nicht.“
Ich: „Meinen Sie die Überschrift ‚Was machen, wenn Festplatte kaputt‘ ?
Beinlein: „Ja!“
Ja, das ist schon ein sahnemäßiges Forum, wenn Techniker nur exakt wissen müssen, was sie eintippen sollen. Und siehe da, da steht, wie die Software zu bedienen ist. Aber das wusste ich dummerweise vorher schon.
Ich: „Wie die Software funktioniert, weiss ich, ich möchte wissen, was ich angeben muss…“
Beinlein: „Das steht da doch, sie müssen die Stückliste nehmen und dann die Kompnenten anklicken.“
Ich: „Und wo ist die Stückliste?“
Beinlein: „In der Datenbank.“
Ich: „Welche Datenbank?“
Beinlein: „Steht alles im Forum.“
Ich: „Wo denn?“
Beinlein: „Lesen Sie doch einfach die PDF-Datei, die dort angehängt ist, da steht alles drinne, was Sie brauchen. Diese Hotline ist nur für Kunden gedacht.“
Ich überflog kurz die Datei, und da stand nichts von Stücklisten, nur dass es eine Datenbank gibt, wo man sie entnehmen kann…
Ich: „Da steht keine Stückliste. Was muss ich denn anklicken?“
Beinlein: „Die Information entnehmen Sie unserer Datenbank.“
Ich: „Welche Datenbank, zum Henker?“
Beinlein: „Die, auf die sie Zugriff haben.“
Ich: „Also die, dessen Information Sie gerade auf dem Monitor stehen haben?“
Beinlein: „Ja, aber ich soll auf das Forum verweisen. Ich darf es Ihnen nicht sagen.“
Ich: „Das sind 5 Häkchen und 3 Minuten …“
Beinlein: „Ja, und die finden Sie in der Datenbank. Steht alles im Forum und auf unserer Homepage.“
Ich: „OK, vielen Dank für Ihre Hilfe.“
Ja, das war ein informatives Gespräch, oder? Ach ja, und etwas aufgefallen? NA??? Richtig, nicht eine einzige Frage wurde beantwortet. Stattdessen weiß ich aber, dass ein stillgelegtes Forum nicht stillgelegt ist, und es ‚Die Datenbank gibt‘, wie es im internen Rundschreiben 39B erwähnt wurde… Jetzt muß ich nur noch heraus finden, was der Dödel damit meinte und wie ich an diese Datenbank heran komme. Da es inzwischen fortgeschrittene Stunde ist und ich mir lieber noch ein paar Gedanken so machen will und irgendwie nicht den ganzen Tag die Zeit habe, mit dem zu schwatzen, legte ich mir einen Zettel hin, es am nächsten Tag noch einmal zu versuchen. Und siehe da, alte Bekannte kreuzen einem den Weg immer wieder… Das Böse schläft halt niemals!
Beinlein: „Firma Buddelschnibbel, Sie sprechen mit Herrn Beinlein.“
Ich: „Hallo Herr Beinlein, …“
Beinlein: „Bitte erst einmal die Seriennummer.“
Ich: „sowiesoundsowieso…“
Beinlein: „Da haben wir es auch schon. Also in diesem Fall kann ich Ihnen nicht helfen.“
Ich: „???“
Beinlein: „Das Gerät ist ausserhalb der Garantiezeit.“
Ich: „Ja, seit gestern, 17.39 Uhr.“
Beinlein: „Bitte wenden Sie Sich an die kostenpflichtige Nummer, Dies ist AUSSCHLIESSLICH die Garantie-Nummer.“
Ich: „Für alle Geräte innerhalb der Garantiezeit?“
Beinlein: „Ja.“
Ich: „Und warum haben Sie mir gestern nicht geantwortet, als noch Garantiezeit bestand?“
Beinlein: „Ich habe Ihnen gesagt, wo sie alle Informationen finden, aber jetzt ist das Gerät ausserhalb der Garantiezeit.“
Ich: „Ja, und Ihre Kollegin hat meinem Kollegen bei einem baugleichen Gerät gestern auch alles verraten, inklusive der Mausklicks, die notwendig sind. Aber ich habe eben noch ein generelles Problem.“
Beinlein: „ich Kann hier keine Daten einsehen, das ist gesperrt, Garantie abgelaufen.“
Ich: „Das ist auch keine Datenbankfrage, sondern eine generelle Frage für alle Geräte, sie wissen schon, dass wir Servicepartner sind?“
Beinlein: „Ja, aber diese Frage kann ich nur beantworten, wenn ich die Daten einsehen kann. Und die sind hier gesperrt, …“
Ich: „Kann man wohl nicht ändern, oder? … Naja OK…“
Da man bekannterweise gegen so derartig viel Fachkompetenz nicht ankommt, rief ich also doch beim kostenpflichtigen Support an. Und siehe da, zwei Minuten später, stellt man fest, das Böse ist wirklich überall!
„Firma Buddelschnibbel, Sie sprechen mit Herrn Beinlein. Was kann ich für Sie tun?
Und jetzt die Quizrage:
Habe ich meine Informationen bekommen?